Presse
„Jungen – eine Gebrauchsanweisung“: Buchautor Reinhard Winter, hier mit PZ-Redakteur Alexander Heilemann und Co-Organisator Stefan Striehl vom Arbeitskreis Jungen und Männer (von links), hatte für alle im PZ-Forum, die als Eltern oder Pädagogen mit Jungs zu tun haben, einige Tipps parat. Foto: Seibel
Pforzheimer Zeitung, November 2012
Reinhard Winters
zehn Tipps für Eltern von Jungs
Pforzheim/Enzkreis. Was macht Jungs aus? Wie kann man sie als Eltern fördern, begleiten und ihnen Grenzen setzen? Im PZ-Forum gab Reinhard Winter, Autor von „Jungen - eine Gebrauchsanweisung“, gab vor rund 130 Zuhörern Antworten und Tipps zu solchen Fragen – auf anschauliche und unterhaltsame Weise.
Im PZ-Forum folgten Mütter und Väter von Jungs Winters Vortrag genauso wie Pädagogen und Pädagoginnen und die Mitglieder des Arbeitskreises Männer und Jungen, der den Abend mitorganisiert hat. Jeder konnte die Beispiele des Buchautoren mit dem eigenen Alltag vergleichen. Und viele Situationen und Szenen, die Winter schilderte, kamen den Zuhörern sofort bekannt vor. Winters Thesen, das wurde deutlich, sind aus dem wirklichen Leben abgeleitet. Ziemlich exakt. Was jeder Besucher am Ende auf jeden Fall von dem Abend mitnehmen konnte, waren zehn Tipps, die Winter Eltern von Jungen gibt. Sie lauten wie folgt:
- „Nehmen Sie wahr, was für ein Junge dieser Junge ist.“ Für den Diplompädagogen Reinhard Winter steht bei jedem Jungen die Frage im Mittelpunkt: „Was bist denn Du für einer?“
- „Machen Sie sich klar, welche Vorstellungen Sie davon haben, wie Jungs sein sollen.“
- „Nehmen Sie sich Zeit für den Jungen.“ Gerade, wenn es Jungs oft nach draußen zieht, sei es besonders für Väter wichtig zu zeigen: Ich bin da.
- „Tun Sie was mit dem Jungen.“ Laut Winter sind Jungs aufs Erleben und aufs Handeln aus. Dabei komme man auch leichter mit ihnen ins Gespräch.
- „Interessieren Sie sich für den Jungen und dafür, was ihn interessiert.“ Für Winter bedeutet das nicht, alles gut zu finden, was der Sohn gut findet, aber es bedeutet, ihn dabei zu begleiten.
- „Lassen Sie die Kräfte spielen und schaffen Sie Arenen der Konkurrenz.“ Kleine Jungs brauchen Kämpfe – aber auch Regeln und Begleitung dabei, damit sie ihre Kämpfe als Jugendliche nicht mehr körperlich austragen.
- „Setzen Sie Grenzen und bleiben Sie dabei.“ Grenzen seien wichtig, findet Winter. Sich selbst beschreibt der Pädagoge als einen „der strengeren Sorte.“
- „Nehmen Sie die Kompetenzen des Jungen ernst“ – und schauen Sie nicht nur auf Schwächen.
- „Stellen Sie dem Jungen ernsthafte Aufgaben.“ Jungs würden auch dann an Aufgaben wachsen, wenn sie beim Auftrag nicht vor Begeisterung jubeln.
- „Nehmen Sie die Themen des Jungen wahr.“
Autor: Alexander Heilemann
Arbeitskreis Jungen und Männer
holt Experte Reinhard Winter ins PZ-Forum
Pforzheimer Zeitung, 16.11.2012
Enzkreis/Pforzheim. Kleine Männer, unklare Rollen: Was Jungs in der Erziehung brauchen. Arbeitskreis Jungen und Männer holt Experte Reinhard Winter ins PZ-Forum.
Auszug aus: Generationen im Dialog Heft 2/2007:
Arbeitskreis Jungen & Männer
in Pforzheim und Enzkreis
Der Arbeitskreis Jungen- und Männerarbeit, der 1997 gegründet wurde, setzt sich zusammen aus Männern, die in unterschiedlichen Arbeitsfeldern mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen männlichen Geschlechts arbeiten.
Der Erfahrungsaustausch zwischen den Fachkollegen aus Kindertagesstätten, Jugendsozialarbeit, berufliche Bildung, Beratung und Therapie trägt dazu bei, die besonderen Bedürfnisse und Belange der männlichen Kinder und Jugendlichen in den Blick zu bekommen und Konzepte geschlechtsbezogener Arbeit zu entwickeln und umzusetzen. Dies ist absolut notwendig, zeigt sich doch immer mehr, dass ein größer werdender Teil des angeblich "starken Geschlechts" einer verstärkten Unterstützung und Förderung bedarf. Augenscheinlich wird dies, wenn man sich den überproportionalen Anteil von Jungs in Bezug auf schulische Leistungsdefizite, psychosomatische Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten anschaut.
Vorbei ist die Zeit wo man dachte die Jungs werden sich schon durchboxen oder man müsse sie sogar eher begrenzen damit Mädchen sich unbehindert entwickeln können. Jungs suchen männliche Vorbilder!
Für ihre Entwicklung vom Jungen zum Mann brauchen sie männliche Begleiter, die mit der Lust der Jungen am Kräftemessen, Raufen und mit deren Bewegungsdrang umgehen können. Sie brauchen Männer - am besten natürlich Väter - die nicht nur kraftvoll sondern auch einfühlsam und sensibel in Beziehung mit ihnen umgehen können. Einen Rahmen für solche Erfahrungen schuf der Arbeitskreis in dem er mehrere gut besuchte Erlebniswochenenden für Väter und Söhne organisierte. Die Mitglieder des Arbeitskreises bedauern sehr, dass diese Wochenenden aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht mehr durchgeführt werden konnten...
Männer, die in der Erziehung präsent sein wollen, finden sich schnell in einem Spannungsfeld von Familie und Beruf wieder. Aus der intensiven Beschäftigung damit und mit der Frage nach Vorbildern für Jungen und nach der Rolle, die der Vater dabei spielt - oder spielen sollte - entstand eine ganze Reihe von Seminaren und Vorträgen. Durch die tatkräftige Unterstützung von Netzwerk Looping gelang es, das Männerthema um den gesundheitlichen Aspekt zu erweitern und Fragen danach zu stellen wie der Mann mit sich selbst umgeht - mit seiner Zeit, mit seinem Körper, mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen. Insgesamt wurden zu diesem Thema drei Männergesundheitstage in Pforzheim organisiert.
Die geschlechtsspezifische Arbeit sollte nicht nur individueller Schwerpunkt einiger Fachleute sein, sondern Eingang finden in Kommunal- und Jugendhilfeplanung. Erst die institutionelle Verankerung jungen- pädagogischer Ansätze verbunden mit personellen und finanziellen Ressourcen stellt sicher, dass Jungenarbeit auf breiter Front in der Praxis realisiert wird. Ein solches Startsignal sollte von den Leitlinien für die geschlechtsspezifische Jungen- und Mädchenarbeit der Stadt Pforzheim ausgehen. Diese Leitlinien wurden unter Mitwirkung des Jungen- und Männerarbeitskreises und des Mädchenarbeitskreises (PRIMA) erstellt. Das war ein guter Anfang. Die Umsetzung der Leitziele lässt allerdings noch zu wünschen übrig.
Weitere Informationen unter:
Arbeitskreis Jungen & Männer
www.AKJM-Pforzheim.de
- Stefan Striehl
Telefon 0 72 31/308 9585
Stefan.Striehl@enzkreis.de
Hohenzollernstr. 34
75177 Pforzheim
oder - Harald Wacker
Telefon 0 70 52/48 80
www.haraldwacker.de
Albert-Schweitzer-Str. 42
75378 Bad Liebenzell